Cornelius Paxmann
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Peter Paxmann

Aktaufnahme von 1970 | Studio Essen


Peter Paxmann – Fotografisches Werk 1950 - 1970 | Fotos folgen unten und im Text


Peter Paxmann (1919–2005) gehört zu den stillen, aber prägenden Figuren der deutschen Nachkriegsfotografie. Geboren in Magdeburg, ausgebildet an der renommierten Folkwangschule in Essen, begann er seine künstlerische Laufbahn zunächst als Grafiker – in einer Zeit, in der die visuelle Kultur Europas zwischen Tradition und Neubeginn rang. Ab Mitte der 1950er Jahre wandte sich Paxmann mit zunehmender Konsequenz der Fotografie zu und schuf in rascher Folge ein Œuvre, das gleichermaßen künstlerische Tiefe und kommerzielle Ausprägung vereint.


Zwei Pole bestimmten von da an sein Schaffen: Auf der einen Seite die Kunstfotografie – sorgfältig "manipulierte", oft aber auch vom Zufall inszenierte Aufnahmen, die sich in ihrer Zeitlosigkeit bewusst von Strömungen absetzen und fast immer den Menschen in ihr Zentrum stellen. 

Auf der anderen Seite die frühe, moderne Werbefotografie, in der Paxmann zu den großen Playern der Branche gehörte und mit Marken wie u.a. Underberg, Merci-Schokolade und dem Dessoushersteller Chantelle nicht selten neue Standards in der Bildsprache der Produktinszenierung setzte. Seine Arbeiten, oft durchdrungen von einem subtilen Spiel zwischen Eros, Sujet und Ironie, wirken bis heute nach. Legendär die Miederaufnahmen für Chantelle auf dem Vulkan Stromboli.

Aufnahmen für Chantelle | Stromboli | um 1965


In den 1950er und 60er Jahren führten ihn mehrere längere Foto-Reisen nach Italien – dieses Land, das ihn seit seiner traumatischen Zeit dort als jungem, später fahnenflüchtigem Soldaten im Zweiten Weltkrieg nicht mehr losließ. Die fotografischen Notate Italiens erzählen nicht nur von seiner fast obsessiven Beziehung zu dem Land, sondern auch von mediterranem Licht, von Architektur, Landschaft und immer wieder mit den „Bildern vom Menschen“ - seinen Bewohnern. Unnachahmliche Aufnahmen, teilweise mit getarnter Kamera.

Aufnahmen von 1950 bis etwa 1960 | Apulien/ Italien


International bekannt wurde Paxmann 1970 mit einer in ihrer Art radikal neuartigen Serie von Aktaufnahmen, die in seinen weitläufigen Essener Studios im Girardet-Druckereigebäude seiner Schwester mit verschiedenen Laien-Modellen entstanden. Diese Fotografien, von dem Kamerahersteller Olympus als visuelles Rückgrat (heute: Key-Visuals) der Neueinführung der OM-Kameras verwendet, fanden ab 1970 über zwei Jahre globale Verbreitung und gelten heute als Ikonen der Aktfotografie des 20. Jahrhunderts. 

Aktaufnahmen von 1970 | Studio Essen | globales Key-Visual für den Launch der OM-Kameras von Olympus
Einblicke in die Galerie
rechts: Olympus OM1 Kamera von etwa 1970 | links: späteres OM10-Modell


Die Verbindung spielerischer Improvisation, Innovation in der Bildkomposition und technischer Präzision in der Lichtführung rückte Paxmann in eine Reihe mit Fotografen wie Helmut Newton und Jeanloup Sieff – ohne dass er je deren Pathos oder Glamour bediente.


Anfang der 70er Jahre jedoch – auf dem Höhepunkt seines Erfolges – erfolgte ein radikaler Bruch. Nach der Lektüre des Berichts „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of  Rome und im intensiven Konnex mit Denkern und Gesellschaftskritikern wie u.a. Ruth C. Cohn und Hoimar von Ditfurth wandte sich Paxmann von der Fotografie ab. Die nächsten zwei Jahrzehnte seines Lebens widmete er der theoretischen Reflexion ökologischer und gesellschaftlicher Zukunftsfragen und neuer politischer Modelle. Die Kunst trat zurück, das Bildhafte wich dem Denken. Auszeichnungen folgten, u.a. die Bundesumweltmedaille, überreicht durch den Bundespräsidenten Karl Carstens.

Die Ausstellung zeigte Werke aus den Jahren 1950 bis 1970 – einer Periode konzentrierter künstlerischer Verdichtung. Sie erlaubte einen Einblick in das Werk eines Fotografen, dessen Bedeutung heute, angesichts der Übersättigung visueller Medien, umso deutlicher hervortritt: als ein Chronist mehrerer gesellschaftlicher (und auch seiner) Umbrüche, ein Beobachter des persönlichen Moments, und als ein Künstler, dessen Bilder eine intensive Lebensgeschichte erzählen.

Die Arbeiten sind zu erwerben. Bitte kontaktiere Sie uns mit Ihrer Anfrage.